Von Atmosphäre bis Empathie

Gestaltung mit dem Medium Film

Konzeptfilme helfen den Kern einer Idee oder einer Geschichte für eine Ausstellungs- oder Museumsplanung greifbar zu machen. Imagefilme sollen Lust auf einen Museumsbesuch wecken. In der Ausstellung setzen wir das Medium dazu ein, gebauten Inszenierungen Atmosphäre einzuhauchen, Inhalte zu verdeutlichen und Geschichten zu erzählen.

Im Europäischen Hansemuseum haben wir eine Uferszene mit Schiffen aus dem 12. Jahrhundert rekonstruiert. Sie ist in einem gefährlichen Gebiet angesiedelt, in dem Kaufleute sich versammelt und zusammengeschlossen haben. Um ein Gefühl der drohenden Gefahr zu erzeugen, zeigen wir eine Großprojektion eines künstlerischen Films, in dem die Kamera die Perspektive der Kaufleute auf den in Nebel gehüllten Fluss einnimmt. Sie wechselt ab mit einem Close-up auf ein Auge eines fiktiven Kaufmanns, in dem sich wiederum die Landschaft spiegelt.

In der Ausstellung „Bedeutung schichten“ für das Humboldt Lab Dahlem haben wir das Medium Film wie ein Forschungsinstrument eingesetzt. In einem von vier Ausstellungsboxen stand eine persische Kalligrafie aus der Sammlung des

stand eine persische Kalligrafie aus der Sammlung des Museums für Islamische Kunst im Zentrum einer Untersuchung zu ihrem Kontext. Um die Ästhetik des Objekts stärker hervorzuheben, zeigten wir einen Film, der sich nur auf den Vorgang des Schreibens einer Kalligrafin konzentrierte. Deutlich wurde, dass der Schreibvorgang ebenfalls sehr ästhetisch ist und Ruhe sowie Schönheit ausstrahlt.

Die filmische Auseinandersetzung mit berührenden Aus- und Einwanderergeschichten spielt im Deutschen Auswandererhaus eine besondere Rolle. Ein Kino war von Anfang an Bestandteil der Planungen, da sich mit dem Medium auf besondere Weise Geschichten erzählen lassen, in denen auch Zeitzeugen zu Wort kommen. Das Medium Film hat großen Einfluss auf die Gefühle der Besucher. Es kann Sympathie und Empathie für die Filmfiguren entstehen lassen und damit das Thema und die Schicksale besonders nah bringen. Alle Dokumentationen des Deutschen Auswandererhauses handeln von Schicksalen von Einwanderer. In eindrucksvollen Bildern werden Originalschauplätze besucht, historische Rückblicke gezeigt und den Erwartungen, Träumen, Erfahrungen und Erlebnissen der Hauptpersonen nachgegangen.

Im Europäischen Hansemuseum wird die rekonstruierte Uferszene durch einen künstlerischen Film emotional aufgeladen. Dargestellt ist die drohende Gefahr in kriegerischem Gebiet. Foto © Werner Huthmacher

Die Projektion in der Ausstellung „Bedeutungen schichten“ konzentriert sich nur auf die Hand einer Kalligrafin beim Schreiben eines Textes. Die filmische Einspielung unterstreicht die Ästhetik der Kalligrafie. Foto © Andreas Heller Architects & Designers

Das Roxy-Kino im Deutschen Auswandererhaus zeigt eine Auswahl an Kurzfilmen über berührende Aus- und Einwanderungsgeschichten. Foto © Kay Riechers