Zusammenspiel von Medientechnik und Ausstellungsarchitektur
Moderne Technologien für eine intuitive Wissensvermittlung
Medientechnik als Werkzeug der Wissensvermittlung gehört mittlerweile zum Standard in Museen. Die jeweilige Technologie ist per se jedoch noch kein Garant für eine erfolgreiche Präsentation. Unser Grundsatz bei der Nutzung von Medientechnik lautet, diese nur dort zu verwenden, wo sie inhaltlich sinnvoll ist. Sie muss außerdem intuitiv zu bedienen sein und sollte sich in das Gesamterlebnis einfügen.
Im Deutschen Auswandererhaus war unser Ziel, die Medientechnik so in die Ausstellungsarchitektur zu integrieren, dass die Wirkung der bis ins Detail sorgfältig geplanten historischen Inszenierung nicht durch moderne Displays und Hörstationen gestört wird. Die Besucher sollen gedanklich in die Welt der Auswanderer eintauchen können. Als erstes deutsches Museum haben wir das Auswandererhaus zudem mit einer innovativen Besuchersystem ausgestattet. Hierfür haben wir die in der Logistik erfolgreich eingesetzte RFID-Technologie (Radio Frequency Identification) adaptiert. Es handelt sich um eine kontaktlose Funktechnologie, die aus Transponder und Lesegerät besteht. Im Auswanderhaus wird als Transponder eine Karte benutzt, die den Besuchern in einem Bordingpass überreicht wird. Auf der Karte ist ein Code hinterlegt, der für eine Sprache und einen Auswanderer steht. Auf dem Rundgang durch die Ausstellung bekommen die Besucher an speziell gekennzeichneten Stationen Informationen zum Lebensweg des jeweiligen Auswanderers in der entsprechenden Sprache. Sobald die Karte an ein Lesegerät gehalten wird, startet ein Audiodatei oder eine Bildschirminhalt wird aufgerufen. Dieses Prinzip ist intuitiv und schafft eine besondere Bindung an einen Auswanderer.
Beim Europäischen Hansemuseum lautete die Prämisse, dem allgemein verklärten Bild der Hanse und der mittelalterlichen Lebenswelt entgegenzuwirken. Die Inszenierungen wurden von uns als eine Art dreidimensionale Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung betrachtet. Die Medientechnik sollte diesen Grundgedanken unterstützen. Sie sollte daher sichtbar sein und in ihrer Gestaltung modern anmuten. Da die Ausstellung viersprachig ist, sind alle Stationen ebenfalls mit der RFID-Technologie ausgestattet. Aber auch hier kann das Ticket noch mehr: Nach einer persönlichen Konfiguration im Foyer können Besucher während ihres Rundgangs zusätzliche Vertiefungsinhalte zu einer von 50 Städten und einem von vier Themengebieten abrufen. Das System fördert die inhaltliche Kommunikation innerhalb der Besuchergruppen, da Informationen untereinander geteilt werden. Technisch hat das System den Vorteil, dass es jederzeit um weitere Sprachen, Städte und Themengebiete erweiterbar ist.
Bordingpass des Deutschen Auswandererhauses, in den eine kontaktlose RFID-Karte eingesteckt wird. Auf dieser ist ein Code für eine Sprache und eine Auswandererbiografie hinterlegt.
Mit der RFID-Karte können an Audio- und Monitorstationen in der Ausstellung Inhalte abgerufen werden.
In den Waschbecken eingelassene Computer werden durch Drehen des Wasserhahns ausgelöst. Foto © H. Dehn
Simulation eines tropfenden Wasserhahns. Foto © Deutsches Auswandererhaus
Mit der personalisierten RFID-Karte können auf dem Ausstellungsrundgang vertiefende Inhalte zu einer Stadt sowie einem Themengebiet abgerufen werden. Foto © Kay Riechers
An Monitoren sind Informationen in vier Sprachen abrufbar. Foto © Werner Huthmacher
Rekonstruktion einer Verkaufshalle in Brügge aus dem 14. Jahrhundert. An Monitoren können Inhalte in vier Sprachen mittels einer RFID-Karte abgerufen werden. Foto © Werner Huthmacher