Zeichen als Botschaften im Raum

Gestalterische Sensibilität für eine emotionale Ansprache

Mittels Schriftgestaltung lassen sich Nutzer eines Gebäudes auf subtile Weise erreichen und auf ein Thema einstimmen. Dies gilt sowohl für den Innen- als auch für den Außenraum. Im Inneren des Gebäudes kommt dem Wegeleitsystem eine große Bedeutung zu. Schrift und Piktogramme werden als Wandgrafik oder in Form von dreidimensionalen Körpern Teil des Raums. Um der Orientierung zu dienen, müssen sie auffallen, schnell zu erfassen sowie selbsterklärend sein und gleichzeitig „Lust wecken“, den darin enthaltenen Anweisungen zu folgen. Im Deutschen Auswandererhaus gehört die Besucherführung zu einer gestalterischen Familie aus Schildern und Stelltafeln. Als Material haben wir Messing gewählt, das den Dampfschiffen und Luxuslinern entlehnt ist, auf denen die Auswanderer in ein neues Leben aufbrachen. Dadurch wirkt das Wegeleitsystem elegant und fügt sich in den Gesamtkontext ein.

Wichtigste Anwendung für Schrift im Außenraum ist das dreidimensional ausgeprägte Logo. Wir vertrauen der Kraft der Typografie und entwickeln vor allem Wortmarken, die keiner Unterstützung durch Bilder bedürfen. Im Außenraum tritt neben die Form die Materialität der Buchstaben. Auch hier haben wir beim Auswanderhaus bewusst auf Messing gesetzt. Eine subtilere Art der „Einflussnahme“ findet sich in der Bodengrafik

wieder, die das Gebäude umgibt. In die Pflasterung sind vereinzelt gravierte Steine eingestreut, die Namen von Auswanderern sowie deren Abreisejahr und Zielort tragen. Zum Eingang verdichten sich diese Steine und stimmen auf sanfte Art und Weise in das Thema des Museums ein.

Der Schriftzug an der Fassade vom Europäischen Hansemuseums ist aus Baubronze gefertigt. Dieses Material stellt eine ästhetische Verbindung von Neubau und Baudenkmal sowie von Außen- und Innenraum dar und findet beispielsweise in allen Außentüren Verwendung. Auch diese sind typografisch gestaltet und zeigen Schriftstrukturen, die mittels Tiefenätzung aufgebracht wurden. Das Detail stellt eine subtile Art der inhaltlichen Einstimmung dar. Eigens für diesen Zweck haben wir eine „Schrift“ aus Strichen unterschiedlicher Stärke und Neigung entwickelt, in die Texte übertragen wurden. Dabei handelt es sich um einige der lateinischen und mittelniederdeutschen Quellen, auf denen das Wissen über die Hanse beruht. Es sind Urkunden, Chroniken, Verträge und sogenannte Hanserezesse, Protokolle von hansischen Versammlungen. Wie diese Zeugnisse heute für Laien nicht zu entziffern sind, wirken die Textstrukturen wie geheime nicht zu entschlüsselnde Codes, die neugierig darauf machen, was hinter den Türen verborgen ist.

Das Logos des Deutschen Auswanderhauses aus Messing ist inspiriert vom Thema Dampfschiffe und Luxuslinern.

Gravierte Pflastersteine mit Namen von Auswandern, Abreisejahr sowie Zielort stimmen Besucher auf das Thema ein.

Das Wegeleitsystem besteht aus einer gestalterischen Familie aus Schildern und Stelltafeln aus Messing.

Eigens für das Europäische Hansemuseum entwickelte Schrift, in der Texte aus mittelalterlichen Quellen in eine Schriftstruktur übertragen und mittels Tiefenätzung auf die Außentüren aufgetragen wurden. Fotos © Werner Huthmacher