Geschichten aus Licht

Leuchtendesign für das Europäische Hansemuseum

Aus der mittelalterlichen Altstadt Lübecks kommend öffnet sich der Blick auf einen Platz mit dem Burgkloster, das Bestandteil des Museums ist. Das Baudenkmal zeigt sich hier von seiner „verwundeten“ Seite. Die hochaufragende Wand mit unregelmäßig angeordneten Fenstern und Pfeilerabdrücken ist das Relikt der Klosterkirche, die Anfang des 19. Jahrhunderts abgebrochen wurde. Die Geschichte dieses Ortes wollten wir für Besucher erfahrbar machen.

Unser Konzept sieht vor, den einstigen Kirchenraum anzudeuten. Daher wurde ein Anbau aus den 1980er-Jahren abgebrochen und der Platz neu gestaltet. Die noch erhaltenen Seitenkapellen wurden mit einer Bronzescheibe geschützt. Das Leuchtendesign nahm bei der Platzgestaltung eine zentrale Rolle ein. Die Außenraumbeleuchtung ist einer Innenraumsituation nachempfunden. Orientiert hat sich ihre Gestaltung an historischen Kandelabern – großformatigen Kerzenleuchtern, die im Mittelalter Licht ins Innere der Gotteshäuser brachten. Die eigens für das Museum entworfene dreiarmige Leuchte besteht aus pulverbeschichtetem Stahl mit LED-Leuchtzylindern aus transluzentem Kunststoff. Die Zuleitungen sind im Boden verlegt und die Leuchte auf einem Betonfundament verschraubt. Um ein lebendigen Eindruck zu schaffen, wurden sie frei auf dem Platz positioniert. Dieses Konzept wird unterstützt durch eine Bodengrafik, die den ehemaligen Gewölbespiegel nachzeichnet.

Das Design wurde für die Innenraumbeleuchtung der im Erdgeschoss noch aus dem Mittelalter stammenden Klosterräume weiterentwickelt. Auch hier erhellten einst Kerzen die Gemäuer. Die dreiarmige Leuchte haben wir in eine Stilvariante übersetzt. Als Stehleuchte ist sie mobil wie ihre mittelalterlichen Vorbilder und taucht die erhaltenen Wandmalereien in stimmungsvolles Licht.

Die zweite Familie besteht aus kastenförmigen LED-Leuchten. Wie die dreiarmigen Leuchten sind sie aus graphitfarbenem, pulverbeschichtetem Stahl. Diese Materialität findet sich auch in Bauteilen wie Geländern oder Fahrstühlen wieder und zieht sich bis in den Innenraum hinein. Auch sie wurden eigens für das Museum entwickelt. Als Vorbild dienten uns mittelalterliche und neuzeitliche Straßenlaternen mit Wandbefestigung, die vereinzelt noch in der Stadt zu finden sind. Wie diese sind die Museumsleuchten ebenfalls bewusst sichtbar platziert. Mit LED als Leuchtmittel konnte eine optimale Ausleuchtung geschaffen werden. Für die Haupttreppe beispielsweise sind die Winkel der Dioden unterschiedlich ausgerichtet, wodurch die ausgeleuchtete Fläche vergrößert wird. Zur Familie zählen außerdem Poller- und Mastleuchten, die sich von der mittelalterlichen Umgebung abheben ohne aufdringlich zu sein.

Entwurfsskizze des modern interpretierten Kandelabers für den Platz der ehemaligen Klosterkirche

Entwurfsdetail für den LED-Kandelaber zur Abstimmung mit dem Hersteller.

Die moderne Interpretation eines mittelalterlichen Kandelaber auf dem Platz der ehemaligen Klosterkirche soll verdeutlichen, dass es sich bei diesem Ort einst um einen Innenraum gehandelt hat.

In der Langen Halle wie auch in den anderen Klosterräumen bringt eine Stilvariante des Kandelabers Licht in die Gemäuer.

Haupttreppe mit eigens für das Museum entworfenen LED-Leuchten.

Eine Pollerleuchte neben dem Eingang des Burgklosters, die eine Abwandlung der Leuchten der Haupttreppe darstellt.

Die Mastleuchten am Marstallstieg gehören mit ihren kastenförmigen Körpern zur Familie der Treppen- und Pollerleuchten. Alle Fotos © Werner Huthmacher